Kunst
Das Bauhaus
war nie eine Kunstschule im herkömmlichen Sinne. Das Ziel der Ausbildung war
vielmehr der universale Gestalter, der auch in Architektur, Handwerk oder
Industrie schöpferisch arbeiten sollte.
Es
war einer der Grundgedanken am Bauhaus: "die Lernenden von zwei Seiten zu befruchten, einmal von künstlerischer,
zum anderen von handwerklicher Seite".
Die Intuition erschien ihm ebenso
unentbehrlich wie rationale Analyse und solides Handwerk, und er sah gerade im
schöpferischen Potential avantgardistischer Kunst die Grundlage für ein
lebendiges, zukunftsorientiertes Arbeiten an seiner neuen Schule.
Wassily Kandinsky,” Gelb,
Rot, Blau”1925.
Obwohl die Baukunst
stets das Zeil der Ausbildung blieb,
wurden anfangs fast nur Maler als Bauhausmeister berufen. Sie garantierten
eine überragende künstlerische Qualität und eine stilistische Breite, die es
so an keiner anderen Schule gab und nie wieder gegeben hat.
Paul
Klee- “Der zauber Garten”, März 1926
Neben Ihren Aufgaben als
Formmeister der Werkstätten konnten die Künstler in eigener Initiative neue
Wege des künstlerischen Grundlagenunterrichts erproben.
Es
ging in erster Linie darum, die künstlerische Produktion der Schüler unter
Anleitung der Meister kritisch zu betrachten, um ihnen so Klarheit über die
Wahl der Mittel und über deren Verhältnis zur angestrebten Aussage zu
verschaffen, um eine Erziehung zum bewußten und eigenständingen Arbeiten.
Paul
Klee, ”Der rot Ballon”,1922
Die Meister lieferten
hierzu sechs Veriationen, die auf faszinierende Weise das ganze Spektrum künstlerischer
Ausdrucksformen am Bauhaus zeigen.
Paul
Klee, Tempera auf grundiertem Karton

Paul
Klee
Variante bietet das hintersinnige Diagramm einer mißratenen Informationsübermittlung.
Ein leuchtend roter Pfeil - als Zeichen der aus dem Trichter schallenden
Botschaft - trifft auf ein fragiles "Ohr", und löst jenseits davon
ein kleines grünes Ausrufezeichen aus. Die Botschaft ist angekommen, wenn auch
in der Komplementärfarbe, also in ihr Gegenteil
verkehrt.


Oskar Schlemmer, Tusche und Aquarell
Auch Oskar
Schlemmer reduziert das Zeitungsphoto auf ein Schema. Unten steht das Radio
in der Art einer technischen Zeichnung, oben eine Darstellung der Anatomie des
Innenohres. Seitlich ist das Verhältnis der Maschine zum menschlichen Organ in
einer elementaren Gleichung ausgedrückt: 1 x 1 = 1. Sender und Empfänger sind
demnach im Kommunikationsvorgang vereint.


László Moholy-Nagy, Bleistift, Tusche, Aquarell
Bei László
Moholy-Nagy wird aus dem Motiv eine rein konstruktivistische Komposition,
die alle inhaltlichen Aspekte unberücksichtigt läßt.
Stürzende
Diagonalen markieren auf drei Seiten den instabilen Rahmen. Empfänger
und Schalltrichter werden zu Quadrat und Kreis. Der im Foto erkennbare kahle
Baum erscheint als schwarzes Kreuz, dem die weiße, schrägstehende Kreuzform
als negative Projektion zugeordnet ist.


Wassily Kandinsky, Tusche, Aquarell, Deckfarben
Wassily
Kandinskys dramatische Komposition zeigt ein Gefüge aus streitenden Farben,
Formen und Energien. Ein gelbes Dreieck - als Relikt des Schalltrichters - stößt
von der Schräge der Fensterbank aus zur Mitte. Linienbündel setzen die durch
querschießende Barrieren vielfach blockierte Bewegung diagonal fort, bis sie
sich links oben in einem System ruhig schwebender Kreise verliert.


Lyonel Feininger, Tusche, Aquarell
Lyonel
Feininger verwandelt die Vorlage
schließlich mit sanfter Ironie in eine seiner charakteristischen Marineszenen.
An die Stelle der großstädtischen Dynamik tritt bei ihm die Idylle einer
mondbeschienenen Küstenlandschaft. Aus der Fensterbrüstung ist eine
Wasseroberfläche zwischen ragenden Felswänden geworden, aus einem Straßenschild
die Mondsichel, aus dem Radio ein kleines Dampfschiff, aus dem Schalltrichter
eine mächtige Dampfwolke.


Georg Muche, Bleistift, Tusche, Aquarell
Nur Georg
Muche schildert, wenn auch andeutungsweise, die Konfrontation des Apparates
mit der lauschenden Menge, also den Einsatz des neuen Massenmediums Rundfunk im
Dienst der Politik. Zahllose schwarze und farbige Kreise füllen den
Fensterausschnitt und entwickeln eine beunruhigende, nach vorn drängende
Energie, vor der alles zurückzuweichen scheint.
Quiz:
1» Welches Werk
gehört nicht zum Bauhaus?
A»

Max Ernst “selbstkonstruierte
maschinen”,
1919-1920
B»

Paul Klee, Neues im Oktober, 1930, Öl, Wasserfarben
und Tusche auf Baumwolle
C»

Wassily Kandinsky, Ohne Titel, 1922, Aquarell und
Tuschfeder, Aus dem Gästebuch Gottfried Galston
D»
William Baumeister “Stehende Figur mit
blauer Flache”
1933